DFB-Pokal: Eintracht Frankfurt besiegt Stuttgarter Kickers

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DFB-Pokal: Eintracht Frankfurt besiegt Stuttgarter Kickers

Trainer Oliver Glasner will der Frankfurter Eintracht die Diva austreiben. Ihre unschönen Anfälle von Arroganz. Unter seiner Anleitung soll das immer wiederkehrende überhebliche Frankfurter Auftreten gegen vermeintlich schlechtere Gegner der Vergangenheit angehören. „Wir haben jetzt die Chance zu zeigen, dass wir schon einen Schritt weiter sind. Bisher ist es mir noch nicht gelungen, uns das abzugewöhnen“, sagte Glasner vor dem Pokalspiel bei den Stuttgarter Kickers und gab zu, „wohl die falschen Ideen“ gehabt zu haben. „Ich mache mir aber viele Gedanken und hoffe, mir geht das Licht bald auf.“

In Stuttgart hat die Eintracht ihrer Vereinsgeschichte sportlich kein düsteres Fußballkapitel hinzugefügt. Das zähe Zweitrundenduell beim Fünftligaverein gewannen die Frankfurter am Dienstagabend ohne zu glänzen 2:0 und zogen ihre Pflicht erfüllend in das Achtelfinale des DFB-Pokals ein. Die Treffer für den Europa-League-Sieger erzielten vor 10.000 Zuschauern im altehrwürdigen Stadion auf der Waldau Randal Kolo Muani (11. Minute) und Hrvoje Smolcic (18.).

„In der ersten Halbzeit haben wir es sehr gut gemacht, in der zweiten haben wir uns schwer getan. Wir haben weniger gemacht – warum auch immer“, sagte Torhüter Kevin Trapp. Kapitän Sebastian Rode meinte, dass die Eintracht im zweiten Durchgang ihre Aktionen „besser“ hätte „ausspielen müssen. Es war nicht einfach, der Gegner war richtig motiviert“, sagte er. Glasner hatte einen „beherzten Pokalauftritt“ der Stuttgarter gesehen. „Sie haben uns das Leben sehr schwer gemacht.“ Nach der Halbzeitpause habe seine Mannschaft „in den Verwaltungsmodus gewechselt, Das wollten wir nicht“, kritisierte der Trainer.

Als „lästige Pflichtaufgabe oder Spiel zum Testen“ wollte Glasner das Aufeinandertreffen mit dem Tabellenführer der Oberliga Baden-Württemberg nicht verstanden wissen. Dementsprechend trat er nach eigener Einschätzung mit seiner tagesaktuell besten Mannschaft an. Vom Stammpersonal gab er Daichi Kamada, Jesper Lindström und Evan Ndicka eine Verschnaufpause, sie saßen alle auf der Bank. Torhüter Trapp war am Dienstagmorgen aus Paris kommend zur Mannschaft gestoßen.

Beim Ballon d’Or landete er in der Torhüter-Wertung auf dem sechsten Platz vor Manuel Neuer. Die Eintracht belegte bei der Wahl zur Mannschaft des Jahres keinen Platz auf dem Treppchen – trotz ihres Triumphzugs durch Europa. „Wenn es wirklich darum geht, eine außerordentliche Leistung einer Mannschaft zu würdigen, hätte man nicht an Eintracht Frankfurt vorbeikommen können“, meinte Vorstandssprecher Axel Hellmann in Stuttgart.

Im Duell mit den kampfstarken Kickers bekamen die Frankfurter die Einsatzfreude des Underdogs zu spüren. Sie hatten anfangs Mühe, sich in der Favoritenrolle zu behaupten. Aus ihrer ersten Chance machte die Eintracht jedoch ihren Führungstreffer: Nach schönem Zusammenspiel mit Rafael Borré, der für Lindström ran durfte, war Kolo Muani mit einem Schlenzer erfolgreich. Die Effizienz stimmte bei den Hessen. Nach einem Eckball von Mario Götze erhöhte Smolcic – er war für Ndicka auf dem Platz – mit dem Kopf auf 2:0, es war das erste Pflichtspieltor des Kroaten für die Eintracht. Borré traf mit seinem Schuss (25.) nur den Pfosten des Stuttgarter Tores. Auch Götze wusste eine passable Gelegenheit (33.) nicht zu nutzen.

Die Frankfurter Defensivspieler hatten ihre Gegenspieler gut im Griff, Trapp musste in der ersten Halbzeit nicht ernsthaft eingreifen. Kurz vor Beginn des zweiten Abschnitts brannten die Anhänger beider Mannschaften in ihren Fanblöcken ein Feuerwerk ab, der Wiederanpfiff begann mit einer Verzögerung. Als sich der Qualm gelegt hatte, fehlte der Eintracht oft die Übersicht im Spielaufbau. Sie tat nur das Nötigste, für die Ansprüche eines Bundesligaklubs war das zu wenig.

Die Kickers präsentierten sich engagiert, ihnen fehlte vorne aber die Durchschlagskraft. Auch die Frankfurter, bei denen Kamada nach 79 Minuten Sebastian Rode ersetzte, überzeugten in dieser Kategorie nicht: Sie hatten im zweiten Durchgang nicht eine nennenswerte Torchance. Glasner hätte sich von seinem Team „mehr Initiative“ gewünscht. „In der zweiten Halbzeit haben wir nicht gut gespielt. Das große Ziel aber haben wir geschafft“, sagte Sportvorstand Markus Krösche. Die divenhafte Seite seiner Mannschaft will Glasner in Zukunft nicht mehr sehen. In Stuttgart hat sie zuvörderst vom Ergebnis her gezeigt, wie das geht.